Accademia Vergani

Rosaly's

Zwei Brüder, eine Philosophie und viele Herausforderungen. Thomas und Peter Rosenberger sind Inhaber der Belgrill Gastronomie in Zürich, aber mit Herz und Seele Gastgeber. Sie ermöglichen uns einen Einblick in ihre beeindruckende Betriebsphilosophie.

 

«Einen grossen Stern für den ‘Vorderen Sternen’!» Das schrieb das legendäre Kabarett-Duo Margrit Läubli und César Keiser im Oktober 1967 ins Gästebuch des «Sternen», deren Gastgeber heute die Brüder Thomas und Peter Rosenberger sind. Zum Gespräch nehmen beide ihre Telefone mit an den Tisch; allzeit bereit für Anliegen der Mitarbeiter oder Anfragen von Gästen. Sie wirken weder gestresst noch aufgeregt, sondern fröhlich, und irgendwie liest man in ihren Augen die Vorfreude auf den Tag ab.

Seit dem Generationswechsel vom Vater zu seinen beiden Söhnen Mitte der 1990er-Jahre habe sich unglaublich viel verändert, täglich sähe man sich neuen Herausforderungen gegenüber, erklären die beiden. Der Wandel des Zeitgeists führt in der Umgebung zu Neugründungen und Schliessungen von Geschäften und Läden, Thomas und Peter führen ihr Unternehmen stabil wie erfolgreich durch die Kultur- und Gastroszene Zürichs. Dazu gehören der «Sternen Grill» mit der Original St. Galler Bratwurst am Bellevue, am Flughafen und beim Swissôtel in Oerlikon, das Restaurant «Rosaly’s» sowie das «Belcafe» an der Tramhaltestelle Bellevue mit 120 Mitarbeitenden. Lösungen statt «Lämpe».

Beide wussten schon immer, dass Gastronomie ihr Ding ist, der eine besuchte die Hotelfachschule Belvoirpark hier in Zürich, der andere die in Thun. Der eine war beim anderen der Unterstift, der andere für ihn der Oberstift. Sie funktionierten abwechselnd zwischen Küche und Service – da stellt man sich schon die Frage, ob das auch wirklich immer gut ging, so als Brüder den Laden zu schmeissen. «Lämpe», so in dem Sinne hätten sie nie gehabt, sie verzichten auch auf lange Sitzungen mit ihren Leuten, denn man sähe sich ja immer und überall, ob im Büro oder in den Restaurants. Und «Pendenzen gibt es nicht», sagt Thomas: «Wenn ein Problem ansteht oder etwas erledigt werden muss, dann tun wir dies einfach.»

 

 

Zwar spielen beide Golf und organisieren auch mal gemeinsame Ski-Weekends, aber zu den Gegensätzen gehört das Langlaufen, ein Sport, der nur Peter pflegt. Zudem sorgen die unterschiedlichen Wohnorte Kilchberg und Uitikon-Waldegg für etwas Distanz, aber familiär gibt es schon wieder Parallelen, denn beide sind stolze Väter von je drei Kindern, jedoch wieder schön ausgeglichen, bei dem einen sind es zwei Mädchen und ein Junge und beim anderen ist’s genau umgekehrt. Wie schaffen die das, diese Symmetrie hinzukriegen?

 

 

Die Liebe zum Detail. Während Thomas uns Wasser nachgiesst, erklärt Peter die Wichtigkeit des Details im Ambiente und Service, hier komme es wirklich drauf an, das spüre der aufmerksame Gast, es muss eben echt sein. Zum Beispiel bestückt ihre Mutter jede Woche alle Lokale mit frischen Blumen, bewusst ausgesucht, passend zur Jahreszeit. Wir sehen uns um und stellen fest: Der kreative und persönliche Endschliff erzeugt eine Aura, die einfach stimmt. Diese Philosophie spiegelt sich auch in der Beratung und Produkteauswahl wider. Die Gäste von heute hätten nicht nur Ansprüche, sie schätzen die Qualität, und je länger je mehr kultivieren sie das Bewusstsein des Regionalen. Man wolle wieder Produkte geniessen, von denen man weiss, dass sie mit Fachverstand und Herz entstanden sind. Der Bauer reist aus dem Wallis mit dem Fleisch an, die Beziehung zum Gemüsebauer wird gepflegt und der freundschaftliche Umgang mit dem Weinlieferanten wird sehr geschätzt. Deshalb betonen Thomas und Peter die Wichtigkeit des Vertrauens zu den Chefköchen, die wiederum mit ihrem Team das Beste finden und auf die Speisekarte bringen. Im Hintergrund wird es betriebsam, Gedecke werden drapiert, Tische umgestellt und Telefone summen. Heute zum Beispiel kommt eine grössere Gesellschaft eines Sportclubs zum Essen, allerdings nicht von dem Club, bei dem die beiden Fans sind…

 

 

Der Händedruck zum Abschied ist herzlich und lässt den Wunsch aufkommen, bald wieder hier ankommen zu dürfen. Übrigens, blättert man weiter im Gästebuch, so stösst man auf diesen Satz aus den 70ern: «Jetzt sind mir halt mit dem Zirkus z’Züri, und drum sicher öppedie im ‘Stärne’!» Notiert von Emil. Was Stephanie Glaser, Reinhard Mey, Roger Federer und der Weltfussballer Pelé zum «Sternen» meinen, kann auch nachgelesen werden. Fragen Sie danach, beim nächsten Besuch.

Bild: Flavia Vergani | Text: Urs Heinz Aerni  | Quelle: Vergani Magazin 10

 

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