Accademia Vergani

Glühwein: Wer hats erfunden?

Was wären Weihnachtsmärkte ohne den gewürzten Wein. Die Geschichte eines sehr alten Getränks.

 

Glühwein_1-1Weihnachtsmarkt Zürich (Bild: Flavia Vergani)

  

Wer diese Tage durch Schweizer Altstädte schlendert, kann überall beobachten, wie viele kleine Holzhäuschen aufgebaut werden. Sie ahnen es, auch hier entstehen bald Weihnachtsmärkte. Und was sind Weihnachtsmärkte ohne Glühwein? Er wärmt von aussen erfrierende Finger und von innen die Seele und den Bauch. Nur Weinkenner rümpfen dabei gerne die Nase und meinen, das süsse Gemisch aus Rotwein, Zucker, Gewürzen und Zitrone verhindere jegliches Bouquet und habe mit Wein wenig zu tun. Das Lexikon der Önologie bezeichnet Glühwein sogar als «weinähnliches Getränk», was nicht als Lob gemeint ist für den Weinanteil.

Die Geschichte des Glühweins ist aber eine sehr alte. Schon in der Antike wurde Wein gewürzt, die Idee dazu hatten wohl die alten Griechen, ein erster Beleg findet sich als Rezept bei den Römern, der «Conditum paradoxum» des Apicius. Gewürzt wurde zum Einen, weil der Wein damals sehr sauer war. Mit Honig, Kräutern, Obst oder Gewürzen wurde er verfeinert. Und er wurde durch den zusätzlichen Zuckergehalt auch länger haltbar, geschwefelt wurden Weine erst ab ca. 1500.

Im Mittelalter wurden die gewürzten Weine zu einem regelrechten Statussymbol, nur reiche Menschen konnten sich die damals sehr teuren, aus fernen Ländern eingeführten Gewürze leisten. Die Weine wurden als wahre Kostbarkeit gehandelt, nicht selten wurde die gesellschaftliche Anerkennung eines Gastgebers daran gekoppelt, wie viel Würzwein bei Festen gereicht wurde. Mit der Zeit wurde es üblich, in den kalten Monaten heiße Steine in den Trunk zu werfen oder einen glühenden Feuerhaken hineinzuhängen – der Glühwein war geboren.

Und wenn wir ihm nun in der kommenden kalten Vorweihnachtszeit die Ehre antun, dann sollten wir ihn so geniessen, wie er gedacht war: Nicht als Fertigkonzentrat sondern aus einem guten Rotwein selbst hergestellt. Dazu kommen Kandiszucker, Zimt, Sternanis, wenig Nelken und eine Scheibe Zitrone. Und wer ihn nach Römer Art ausprobieren möchte: hier noch das 2000 Jahre alte Rezept des Apicius, der «conditum paradoxum», der «erlesene Würzwein». Auf fünf Liter Wein kommt ein Liter Honig, dazu 30 Sternanis, drei Stangen Zimt, Lorbeer, Nelken, Koriander und Thymian.

 

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