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Ruffino - Integrationen, Innovationen und Ikonen

Ruffino - Integrationen, Innovationen und Ikonen

Der Name Ruffino weckt Assoziationen. Kein Wunder, bei dieser Historie und den unzähligen Erfolgen. Seit 1877 prägen die Weine aus dem «idealen Weingut» das internationale Image des italienischen Weinbaus. Jetzt wurde ein bemerkenswertes neues Kapitel aufgeschlagen und die Geschichte geht weiter.

«Wir befinden uns in einem entscheidenden Moment für Ruffino», sagt Sandro Sartor, Präsident und CEO der legendären Weinmarke, bei der man sich auf dem Weg befinde, sie zu einem Leuchtturm für nachhaltige und bahnbrechende Innovationen sowie für kompromisslose Qualität zu machen. Klingt ehrgeizig, doch hinter seinen Worten stecken definierte Ziele und kein Zufall. Es weht ein neuer, frischer Wind, der sich visuell wie inhaltlich an einer klaren Marketingstrategie zeigt. Wie die sich äussert? Eindrücklich. In Bolgheri entsteht zum Beispiel gerade ein neues State-of-the-Art-Weingut inklusive Besucherzentrum, der Name ist bei Redaktionsschluss noch geheim. 15 Hektar Land (DOC-Bolgheri) wurden erworben und der erste Jahrgang, 2023, lagert bereits im Keller. Aber es braucht noch Zeit, 2026 soll er lanciert werden, weiss Önologin Olga Fusari. Entstehen werden ein Bolgheri Superiore, ein Bolgheri Rosso und ein weisser Bolgheri. Als ehemalige Chef-Önologin von Ornellaia und intime Kennerin der Region, zeichnet sie neu für alle Ruffino-Weine aus Bolgheri und die 1997 lancierten Supertuscans verantwortlich.

Ein weiterer Punkt ist die geballte önologische Kompetenz von Ruffino, die neu strukturiert wurde. Über die weinbautechnische Dach-Strategie entscheiden seit Juni 2023 somit nicht mehr einzelne Önologen vor Ort, sondern ein internationales «Winemaking Council», bestehend aus internen und externen Önologen und Agronomen wie Alberto Antonini, Maurizio Bogoni, Stefano Poni, Stephanie Edge und Larry Stone. Gemeinsam mit den Verantwortlichen in den einzelnen Weingütern, soll so auch hinsichtlich internationaler Märkte eine signifikante Qualitätssteigerung möglich werden. Vor Ort sind Alberto Stella, der für die Weine aus der Chianti Classico DOCG verantwortlich ist, Ritta Orrù, die die sogenannten historischen Weine von Ruffino verantwortet und eben Olga Fusari, die für die neuen Bolgheri-Weine und jene der Tenuta Poggio Casciano (Modus, Modus Primo und Alauda IGT Toscana) verantwortlich zeichnet. Ein starkes und breit abgestütztes Team, das viele verschiedene Blickwinkel in die Zukunft der Weine von Ruffino einbringen wird und man merkt langsam, aber deutlich, dass Sandro Sartor nicht umsonst den «entscheidenden Moment» für Ruffino herausstreicht. 

Natürlich geht es um die Qualität der Weine, aber auch um die Macherinnen und Macher, ums Knowhow und – zentral in allem Tun bei Ruffino – um die Qualität des Bodens und der Umwelt. Die Lust auf Erneuerung ist bei den Besitzern (seit 2011 Constellation Brands) sehr gross und überdeutlich in allen gesetzten ESG-Standards der Firma spürbar, nicht nur in Worten. Die konsequente ökologische Ausrichtung der unternehmenseigenen Weingüter ist ein klar gesetztes Ziel. Bis zur diesjährigen Ernte sollen alle Ländereien biologisch bewirtschaftet werden und auch die Lieferkette soll bis im Jahr 2025 nachhaltig sein. Bis im Jahr 2030 will das Unternehmen 100 Prozent des Wassers wiederverwerten, und die komplette CO2-Neutralität bis im Jahr 2035 gilt als beschlossene Sache. Ruffino war eigentlich immer schon ein Pionierbetrieb, denn im Gründungsjahr 1877 war es nicht üblich Wein in einem kommerziellen Sinne herzustellen. Entweder man bereitete ihn für sich selbst zu, weil man ihn als Kulturgut schätzte (die noblen Familien) oder man (also arme Familien) brauchte ihn zum Überleben (als Kalorienzufuhr). Die Cousins Ilario und Leopoldo Ruffino sahen das anders. Ihre Weine waren für den Handel bestimmt und ihr klares Ziel war es, das «ideale Weingut», aufzubauen, mit Weinen, die über die Landesgrenzen der Toskana und sogar Italiens hinaus strahlen würden.

1895 schlug die Kunde ein wie ein Komet, dass die Ruffino-Weine ausgerechnet in Bordeaux für ihre herausragende Arbeit im Weinberg und Keller mit der Goldmedaille prämiert wurden. Die Weine, die ein Jahr lang in grossen Kastanienfässern heranreiften, nannte man «Stravecchio». Der bekannte Komponist Giuseppe Verdi, gehörte ebenso zur Stammkundschaft von Ruffino, wie die Königsfamilie von Savoyen, die ab dem Jahr 1890 über den damaligen «Sommelier» des Hauses, den Herzog von Aosta, die gesamte Produktion dieser herausragenden Weine bezogen. Eine königliche Urkunde bezeugt den Akt und so durfte dieser Wein bis ins Jahr 1927 ausschliesslich an den königlichen Tafeln des italienischen Königshofes serviert werden. Erst 37 Jahre nach dem Besuch des Herzoges, erhielten die Besitzer also die Lizenz für den freien Verkauf des Weines, wobei die Referenz «Riserva Ducale» klar ersichtlich gekennzeichnet werden musste. Eine unverwechselbare Geschichte.

1944 wurde das Weingut allerdings mit dem nahe gelegenen Bahnhof verwechselt und von den Alliierten irrtümlicherweise in einem Angriff beinahe komplett zerstört. Als Zeichen der Wiederauferstehung lancierte Ruffino im Spitzenjahrgang 1947 ihre Auslese der Auslese unter dem Namen «Riserva Ducale Oro». Die «Riserva Ducale» und die «Riserva Ducale Oro» sind längst zu zeitlosen Klassikern des Chianti-Weinbaus geworden und ja: in der Kategorie Gran Selezione, die die Spitze in Sachen Qualitätspyramide des Gallo Nero, also im Chianti Classico darstellt, ist sogar jede dritte weltweit konsumierte Flasche eine «Riserva Ducale Oro». Der heutige Zusatz «Gran Selezione» bedingt, kurz zusammengefasst, dass die Weine mindestens 30 Monate reifen müssen und die Trauben, die dafür verwendet werden, nur aus den besten, eigenen Rebbergen stammen dürfen. Ruffino wendet die Qualitäts-Auszeichnung (Gran Selezione) seit dem Jahrgang 2010 an.

Im Laufe der Jahrzehnte wurde Ruffino dank immerwährender Innovation und Tatendrang zu einem der wichtigsten Botschafter des Chianti Classico. Davon zeugen auch die 1950er Jahre, wo Ruffino die Marke der Zeit war und auch auf den Tischen von Sophia Loren, Marcello Mastroianni und anderen Vertreterinnen und Vertretern der Cinecittà natürlich nicht fehlen durften. Auch wenn die 1970er-Jahre im italienischen Weinbau sehr herausforderungsvoll waren, gelang es der Familie Fonolari, die das Weingut seit dem Jahr 1913 besass und lenkte, immer wieder an die Qualität zu glauben und diese auch in allen Produktionsstufen zu kontrollieren und mit immer neuen Ideen unter Beweis zu stellen. So entstanden auch die preisgekrönten Supertoskaner namens «Modus», «Modus Primo» und «Alauda».

Daran hält man bis heute überzeugt fest und die Weine von Ruffino werden in nahezu 90 Ländern vertrieben. «Das heisst, dass Ruffino eine weltweit bekannte Marke mit einem Weinsortiment ist, das die vielfältigen Bedürfnisse und Wünsche der Weinliebhaber erfüllt, die von jedem unserer Produkte andere Eigenschaften und Nuancen erwarten. Unserem Image muss es daher gelingen, diese Vielfalt zu kommunizieren, ohne dabei die Werte unserer Weine zu verfehlen», erklärt Sandro Sartor und so ist es definitiv auch kein Zufall, dass man die zeitgemässe Traditionsmarke Ruffino als Partner an der diesjährigen Milano Design Week prominent auf der Piazza Sempione antreffen konnte. Ruffino ist eben nicht nur im klassischen, sondern auch im kreativen Italien sehr wohl zuhause.

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