Sizilien
Wie heisst die grösste Insel des Mittelmeeres? Genau. Sizilien. Die mageren Böden, Vulkangestein und das heisse, trockene Klima eignen sich hervorragend für den Anbau von Reben. Und auch die Lust zur Vielfalt der Weinbereitung ist auf Sizilien ungebremst und mehr denn je spürbar.
Sizilien
Wie heisst die grösste Insel des Mittelmeeres? Genau. Sizilien. Die mageren Böden, Vulkangestein und das heisse, trockene Klima eignen sich hervorragend für den Anbau von Reben. Und auch die Lust zur Vielfalt der Weinbereitung ist auf Sizilien ungebremst und mehr denn je spürbar.
Bollicine. Süss. Oxidativ. Frisch. Fruchtig. Mit Tiefgang und in allen Farben. Wer in Italien alle erdenklichen Weinstilistiken auf einem Flecken sucht, wird auf Sizilien fündig. Kunststück, mit rund 112'000 Hektar Weinbaufläche gilt Sizilien auch als das grösste Weinbaugebiet Italiens, ähnlich gross ist jenes von Bordeaux.
Da erstaunt es durchaus, dass Sizilien bei vielen Weinenthusiasten und Weinkennerinnen nach wie vor als grosse Unbekannte figuriert. Liegt es an den merkwürdigen Namen der Rebsorten? Zibibbo (Muscat d’Alexandrie), Frappato, Perricone und so weiter? Oder am Umstand, dass aus denselben Trauben verschiedene Weinstile resultieren? Aus der spätreifen Catarratto-Traube zum Beispiel können säurebetonte und frische Weissweine gekeltert werden, gleichzeitig findet sie jedoch neben den Sorten Grillo, Inzolia (Ansonica) oder Damaschino im legendären Marsala ihre Bestimmung. Verwirrend, zugegeben. Auch, dass auf dem trockenen und eher heissen Gebiet mehr Weisswein als Rotwein hergestellt wird, erstaunt.
Aus dem Lehrbuch ist zu entnehmen, dass auf Sizilien 24 DOC-Zonen zu finden sind und nur eine DOCG-Zone, die den Namen Cerasuolo di Vittoria trägt. Hier, auf den Territorien um Ragusa, Caltanissetta und Catania werden Rotweine (Nero d’Avola und Frappato) gekeltert, die sich mit einer jahrzehntelanger Lagerzeit rühmen können. Mindestens so bekannt sind die Süssweine (Passito) der kleine Vulkaninsel, Pantelleria, die ebenfalls zu Sizilien gezählt wird, obschon sie geologisch auf dem afrikanischen Kontinent sitzt. Und wenn wir schon dabei sind: auch dort dürfen unter der Herkunftsbezeichnung stille Weissweine, Schaumweine, Perlweine, Süssweine oder Likörweine hergestellt werden.
Reben finden sich auch an den Hängen des höchsten und aktivsten Vulkans von Europa, am Ätna. Im Etna bianco DOC spielt die weisse Traubensorte Carricante die Hauptrolle. Nerello Mascalese, die relevanteste Rotweinsorte am Ätna, bringt in höheren Lagen, die bis zu 900 Meter über Meer reichen, erstaunlich feingliedrige, elegante Weine hervor, die man je nach Ausbau beinahe schon als «burgundisch» empfinden könnte. Oft wird der Nerlello Mascalese auch mit Nerello Cappuccio verschnitten.
Der sizilianische Fürst, auch so nennt man die Nero d’Avola, ist und bleibt mengenmässig die am häufigsten gepflanzte Rebsorte der Insel, die man da und dort auch unter dem Namen Calabrese kennt. Der Fürst hat viele Namen, mindestens 25 weitere sind für die Traubensorte bekannt. Heute wird sie auf Sizilien oft mit Merlot oder Cabernet Sauvignon verschnitten, was samtig-würzige Weine hervorbringt. Sizilien bleibt in Sachen Vielfalt ein Fass ohne Boden. Auf, in die Ergründung!